Wenn die Queer-Community angegriffen wird, schlägt diese zurück. Aber nicht mit Gewalt und Hass, sondern mit Liebe und Glitzer. Egal, ob das Schaufenster der RosaLila PantherInnen eingeschlagen wird, die „Querdenker“ bei einer Kundgebung in Wien unter tosendem Beifall eine Regenbogenfahne zerreißen, oder Polen ganze Städte zu LGBT freien Zonen erklärt: Der diesjährige Grazer CSD spiegelte abermals wieder, wie die LGBTIA+ Community auf diese Anfeindungen reagiert: Mit einem Überschuss an Liebe, der den Hass schlussendliche im Keim ersticken wird.
Ein Demobündnis für die Parade
Rund 1.500 Menschen machten die Grazer Innenstadt zum farbenfrohen Schauplatz und das wohl an einem der letzten Sommertage in diesem Jahr. Unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religion marschierte man gemeinsam von der Grazer Oper in den Volksgarten und das lautstark und bunt. Gemeinsam hatten die Teilnehmer*innen vor allem zwei Dinge: Mund-Nasen-Schutz und das Ziel, sichtbar zu sein. Organisiert wurde die diesjährige Parade von einem Demobündnis, bei dem über 20 Organisationen mitwirkten, darunter Parteien und NGOs. Federführend waren als Demoleiterinnen Gemeinderätin Anna Robosch und Julia Vogrin von der SOHO.
Vor dem Rathaus hielt neben Larry Akusinanwa von Afro Rainbow Austria und Anna-Maria Schuster von der SOHO Kärntnen auch Joe Niedermayer, Vorsitzender der RosaLila PantherInnen, eine Rede. Er fand eine klare Antwort auf die immer wiederkehrende Frage, ob eine CSD-Parade gerade in Corona-Zeiten wirklich notwendig sei: „Pride ist notwendig – um allen zu zeigen, dass niemand alleine ist. Es ist ein Manifest gegen Unterdrückung, Marginalisierung und Diskriminierung unserer Community.“
Picknickdecke statt Disco
Nach dem Ende der Demo fand man sich im Voksgarten wieder und auch dort war Corona allzeit präsent: Tanzquadrate, zugewiesene Picknickplätze und Abstand, wo auch immer es möglich war. Beim CSD-Picknick, organisiert von den RosaLila PantherInnen setzte man auf Gemütlichkeit statt Party, um den Corona-Bestimmungen gerecht zu werden. Mit Desinfektionsmittel ausgestattet, sorgten unzählige ehrenamtliche Helfer*innen dafür, dass die rund 700 Besucher*innen den Mindestabstand einhielten. Gemessen wurde dabei statt mit Baby-Elefanten lieber mit großen Regenbogenfahnen.
Mit der Crew von „Optix Tribe“, dem Künstler*innenkolektiv „Superloops“ und Manu von Lez Dance wurde trotzdem musikalisch für die richtige Stimmung gesorgt und Heineken Colours war dafür verantwortlich, dass die Bar immer gut gefüllt war.
Die Message bleibt die gleiche
Die Stonewall-Aufstände mögen zwar schon mehr als 50 Jahre her sein, aber sichtbar zu sein und zu bleiben, ist nach wie vor ein zentrales Anliegen für die LGBTIA+ Community. Weltweit kommt es momentan zu Gesetzesverschärfungen, die sich nicht für die Gleichberechtigung aller Lebens- und Liebensformen einsetzen, sondern das Gegenteil zum Ziel haben. Deshalb setzt der Grazer CSD 2020 abermals ein Zeichen, vor allem auch für die vielen Pride-Paraden und Demonstrationen, die aufgrund von COVID in diesem Jahr nicht stattfinden konnten. Graz war zwar ein bisschen später dran, aber deshalb nicht weniger bunt.
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